Dreisamstadion: Nachnutzungskonzept oder Lost Space

Dreisamstadion: Nachnutzungskonzept oder Lost Space

Vom Verfall bis hin zum Rückbau und der Umnutzung ist die Bandbreite groß, was mit einem Stadion passieren kann, wenn die Mannschaft, die einst das Stadion füllte, an einen neuen Standort umzieht. Die Profiabteilung des Sportclubs ist nun im Mooswaldstadion (Europapark-Stadion) zuhause. Im Worst Case, das zeigt beispielsweise die WM in Brasilien, entsteht ohne Nachnutzungskonzept an alter Wirkungsstätte ein Lost Place. Aber auch im Falle eines unzureichenden Konzepts kann man zumindest von Lost Space sprechen, da der zur Verfügung stehende Raum nicht genutzt wird. Auch, wenn es mittlerweile eine ganze Szene von Liebhabern gibt, die Lost Places besuchen und in Form von Bildern dokumentieren, wäre das die denkbar schlechteste Lösung für ein Stadion. Der SC Freiburg hat am Dreisamstadion eine neue Heimat für die Mädchen- und Damenmannschaften geschaffen. Weitere Nutzungsmöglichkeiten im Sinne der optimalen Ressourcennutzung sind in der Diskussion.

Ideen für ein langfristiges Nachnutzungskonzept

Hier einige Ansätze, die zu einem soliden Nachnutzungskonzept beitragen können:

  • Kontinuierliche Entwicklung als PPP: Um ein Projekt ergebnisoffen auszugestalten und die vielfältigen Interessen unter einen Hut zu bringen, kann eine eigene und soweit möglich autonome Betreibergesellschaft in Form einer Public Private Partnership (PPP) die Lösung sein. Die Stadt und verschiedene Vereine haben die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen. Die Betreibergesellschaft bekommt dann den Auftrag, die kontinuierliche Entwicklung des Standorts zu betreiben und ein Nutzungskonzept zu erarbeiten und umzusetzen. Eine Betreibergesellschaft könnte dann auf Basis einer langfristigen Strategie Stück für Stück Teilprojekte umsetzen, wie die folgenden.
  • Energiekonzept mit Anbindung ans Quartier: Stadien verfügen oft bereits über eine große Photovoltaik-Anlage oder zumindest eine große Dachfläche. In Sichtweite des Stadions gibt es in der Regel weitere Erzeugungsanlagen, zum Beispiel auch Windenergieanlagen. Der Aufbau eines virtuellen Kraftwerks und die anschließende Vermarktung des Stroms wäre denkbar. Sportvereine und die starke Marke sind hier ein gutes Verkaufsargument. Sportstätten bieten in der Regel auch genug Platz, um Anlagen für eine Quartierslösung, zum Beispiel einen Speicher, zu beheimaten.
  • Digitales Nachnutzungskonzept im Sinne der Sharing Economy: Um eine hohe Auslastung der Flächen zu gewährleisten, sollte ein Konzept angedacht werden, das verschiedene Nutzergruppen den Zugriff auf das Gelände ermöglicht. Einen Teil des Geländes für die öffentliche Nutzung freizugeben wäre hier auch denkbar. Zum Beispiel, um ein Angebot für junge Menschen zu schaffen, damit diese sich ausreichend bewegen.

Trainingsplätz sollte man durch den Einbezug von mehreren Akteuren, wie Schulen oder Vereinen in der Nachbarschaft in hohem Umfang auslasten. Um den Verwaltungsaufwand gering zu halten, wäre eine digitale Plattform notwendig, wie sie bereits an vielen Orten eingesetzt wird.

Wie komme ich zu einem passenden Nachnutzungskonzept

Um zu einem guten Nachnutzungskonzept zu gelangen, könnte folgendermaßen vorgegangen werden:

  • Überprüfung der baulichen Anlagen auf ihre Eignung für eine neue Nutzung
  • Stakeholder- und Bedarfsanalyse, um potenzielle Nutzergruppen zu identifizieren
  • Entwicklung von Rahmenkonzepten für eine neue Nutzung – z.B. Veranstaltungsort, Büro- oder Wohnflächen, Freizeit- und Sporteinrichtungen
  • Etablierung einer rechtlichen Struktur zur Umsetzung des Rahmenkonzepts
  • Laufende Kosten-Nutzen-Analyse für jedes Teilprojekt
  • Überlegungen zur Finanzierung, Förderung und Umsetzbarkeit der Teilprojekte
  • Integrierung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten in die Bewertung einzelner Projekte

Über dieses Vorgehen wäre es möglich, allen Interessen gerecht zu werden.

So könnte der erste Schritt aussehen

In Situationen, in denen das Risiko besteht, dass Prozesse in eine Sackgasse führen könnten, kann es durchaus Sinn machen, einen neutralen Dritten mit ins Boot zu holen. Das Konzept des Unparteiischen ist im Sport und Fußball ja bereits hinlänglich bekannt. Ein Moderator kann einen Prozess gestalten, am Rahmenkonzept arbeiten, ohne direkt im Verdacht zu stehen Partikularinteressen zu vertreten und somit eine Konfliktsituation vermeiden, bevor diese entsteht.


Du möchtest mehr erahren? Schau gerne auf Instagram oder Linkedin auf dem Profil von Felix vorbei und erfahre mehr über Nachhaltigkeit im Sport.

Über Nachhaltigkeit beim Ski- und Snowboardfahren und das schlechte Gewissen

Über Nachhaltigkeit beim Ski- und Snowboardfahren und das schlechte Gewissen

Für viele ist ein Winter ohne Skifahren ein verlorener Winter. Die Tage in den Bergen versprechen Spaß und Sonne. In der grauen und tristen Jahreszeit eine willkommene Abwechslung. Jedoch sind immer mehr Skifahrer beunruhigt wegen der Ökobilanz ihres Hobbys. Die Negativschlagzeilen über Schneekanonen und die Zerstörung von Naturschutzgebieten sind hier die Treiber der Skepsis.

Ich habe mir daher die CO2-Bilanz eines Skitags und die Auswirkungen auf die Biodiversität angesehen. Zudem habe ich einen Selbstversuch durchgeführt, wie man nachhaltig mit Ski-Equipment umgeht. 

Zur CO2-Bilanz eines Skitags

Im Wintersport wird unter anderem Strom verbraucht für die Lifte und Dieseltreibstoff für zum Beispiel für Pistenfahrzeuge. Wenn man von einem üblichen Strommix ausgeht, dann verursachen 20 Kilometer Autofahrt gleich viel CO2 Emission wie ein Skitag. Vergleichen wir also die CO2-Bilanz einer Skiwoche im nahegelegenen Skigebiet, da die An- und Abreise der Klimakiller beim Bergsport ist, mit dem einer Interkontinentalreise oder einer Kreuzfahrt, dann ist das Skifahren weitestgehend unbedenklich. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass eine Alternative zum Dieseltreibstoff bei Nutzfahrzeugen gefunden wird. Seilbahnen andererseits gelten bereits mancherorts als elementarerer Bestandteil nachhaltiger Mobilität im urbanen Raum. Zudem ist es notwendig, auf die graue Energie hinzuweisen, die überall dort verbraucht wird, wo für den Tourismus gebaut wird. Daher sollte auch im Wintersport von einer expansiven Wachstumsstrategie mit neuen Bauprojekten, angesichts der Herausforderungen im Bereich Klimaschutz, abgesehen werden.

Und was ist mit der Biodiversität?

Die Kritik an der Nachhaltigkeit des Skisports ist daher vor allem in der Nutzung von Schneekanonen zu sehen. Der Eingriff in die Natur durch Baumaßnahmen, der enorme Wasserverbrauch und der Eingriff in den Biorhythmus der Flora und Fauna sind die Kritikpunkte. Die Baumaßnahmen verbrauchen zudem graue Energie. Viele Skigebiete sehen sich jedoch dazu gezwungen zu beschneien, da aufgrund der steigenden Temperaturen durch den Klimawandel, die Schneesicherheit leidet. Zudem wollen immer mehr Menschen Skifahren, und das vor allem zwischen den Jahren und vor Weihnachten, einer Phase, in der die Schneesicherheit schon immer schlechter war als im Januar und Februar. Zudem sind die Pisten an den guten Skitagen in der Ferienzeit schon heute überlastet. Um ausreichend Gewinne zu erwirtschaften, wird daher vermehrt auf Skikanonen gesetzt. Die vielen Eingriffe in den Biorhythmus, die zulasten der Biodiversität gehen, fördern wiederum den Klimawandel. Und die steigenden Besucherzahlen fachen das Dilemma weiter an. Hier ist die tatsächliche Krux des Skisports zu sehen. Der Ausweg aus diesem Teufelskreis ist ein Ansatz, bei dem dann Skigefahren wird, wenn es tatsächlich schneit und wo unnötig lange Strecken vermieden werden. Eine andere Lösung ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder E-Autos. Verzicht ist von allen zu üben, die weite Anreisen haben, nicht auf nachhaltige Mobilität setzen und zeitlich nicht flexibel sind. Man könnte von Achtsamkeit im Skisport reden. Das Höher, Schneller und Weiter ist auch hier an eine natürliche Grenze gestoßen. Der gesamte Skisport ist langfristig davon abhängig, ob die Energiewende gelingt und der Klimawandel aufgehalten werden kann. Anstatt an den Symptomen, wie der mangelnden Schneesicherheit zu arbeiten, sollte an tragfähigen Konzepten gearbeitet werden.

Nachhaltige Produkte – Ein Selbstversuch

In diesem Jahr habe ich festgestellt, dass mein Ski-Equipment am Ende seines Lebenszyklus angelangt ist. Die Ski-Jacke und Hose bekamen Löcher und der Stoff franste aus. Bei den Snowboardschuhen löste sich die Sohle. Die Handschuhe litten unter der Reibung der Stahlseile der Schlepplifte. Das Snowboard war unten wie oben verkratzt und die Kanten rostig. Ich sah zum einem enormen Kosten auf mich zukommen. Zum anderen war da noch die Sache mit dem Müll, der entstehen würde. Skifahren ist teuer und das Equipment auch. Für eine nicht übermäßig hochwertige Skiausrüstung ist ein vierstelliger Betrag keine Seltenheit.

Bei meinem Snowboard hatte ich bereits vor einigen Jahren die Bindung gewechselt. Hier würde ich auch jedem raten, zuerst in die Tasche zu greifen und die Lebenszeit nicht überzustrapazieren. Der Kunststoff einer Bindung wird mit der Zeit, in meinem Fall waren das circa 10 Jahre, porös. Hier sehe ich ein großes Gefahrenpotential, wenn die Bindung bei voller Fahrt in der Kurve den Geist aufgibt. Zum Glück ist die neue Bindung gut in Schuss, weswegen es reichte die Sohle, die sich von den Snowboardschuhen löste, wieder festzukleben.

Das Snowboard bekam eine Generalüberholung. Insgesamt kostete mich das ganze 90 €. Dafür sieht das Board wie neu aus. Die richtige Pflege von Produkten und die Reperatur vermeiden ganz im Sinne der Nachhaltigkeit Müll. Das Snowboard bezog ich auf der Oberseite mit einer neuen Board-Folie in Beton-Optik.

Die Unterseite bekam eine Heißwachsbehandlung und die Kanten wurden geschliffen. Kaltwachs kommt nicht an die Abriebfestigkeit von heißem Wachs heran, was zulasten der Langlebigkeit gehen würde. Somit wird das Board auf der Geraden wieder schnell, insbesondere gut bei langen Ziehwegen, die für Snowboardfahrer auch mal zur Tortur werden können. Um auch schnell in den Kurven zu sein, wurden die Kanten geschliffen.

Nun war ich bis zu den Knöcheln ausgestattet. Jetzt fehlte nur noch die Bekleidung. Hier kann man auf nachhaltige Produkte setzen und auf Second-Hand. Ich konnte gratis einen Helm abstauben und neue Handschuhe. Den Rest musste ich neu kaufen. Insgesamt habe ich weniger als 300 € ausgegeben, um meine komplette Skiausrüstung in einen neuwertigen Zustand zu bringen.

Schlechtes Gewissen NEIN, aber Verzicht JA

Unterm Strich muss man als Skifahrer kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich auch mal in Verzicht übt. Das heißt, man muss sich fragen, ob es wirklich lohnt, 200 km für einen Skitag zu fahren, da die Anfahrt, dann 10-mal mehr negativen Impact hat als der Skitag selbst. Kann ich mir vielleicht eine Woche Urlaub nehmen im Januar oder Februar, am besten flexibel, dann wenn der Schnee ganz von allein fällt? So ist der Genuss ganz ohne Schneekanonen möglich. Der Selbstversuch hat zudem gezeigt, wie man auf nachhaltige Produkte setzen kann, beziehungsweise den Kauf neuer Produkte vermeidet. Und die Verantwortlichen im Wintersport sollten sich fragen, ob man zugunsten einer nachhaltigen Strategie auf expansive Baumaßnahmen und Ähnliches verzichtet. So könnte nachhaltiger Wintersport aus meiner Sicht aussehen.


Du möchtest mehr erahren? Schau gerne auf Instagram oder Linkedin auf dem Profil von Felix vorbei und erfahre mehr über Nachhaltigkeit im Sport.