Der Rebell Otto Siffling alias Holz

Der Rebell Otto Siffling alias Holz

Otto wurde im Sommer im Jahr 1912 auf dem Waldhof in Mannheim geboren. Das Leben der Arbeiter auf dem Waldhof war schwer. Sie arbeiteten vom frühen morgen bis in den späten Abend. Viele arbeiteten in der Spiegelfabrik oder im Benz-Werk. Die Arbeitsbedingungen waren hart. Immer wieder kam es zu Unfällen und Verletzungen. Die Wohnungen der Arbeiter waren klein und nicht selten teilten sich mehrere Familien mit einer Vielzahl von Kindern ein Zimmer. Die Arbeiterbewegung in Mannheim war aber stark in dieser Zeit. Die Sozialdemokraten eroberten die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung und es gab Lichtblicke. Doch im Jahr 1914 begann der zweite Weltkrieg, was die Lage für die Menschen auf dem Waldhof verschlechterte. Als der zweite Weltkrieg im Jahr 1918 zu Ende ging war Otto gerade mal 6 Jahre alt.

Otto war ein aufgeweckter Junge, für den es nur eins gab: Fußball. Auf dem Waldhof gab es viele Kinder. Man konnte sich ständig mit anderen und insbesondere den großen messen, was Otto anspornte. Er war gut und wollte immer besser werden. Manchmal war verbissen. Gleichzeitig hatte er eine gelassene und lässige Art.

Immer wieder schwammen die Jungs vom Waldhof über den Altrhein-Arm rüber auf die Friesenheimer Insel, um sich mit den Kindern auf der anderen Seite im Fußballspielen zu messen.

Als Otto dann älter wurde begann er im Benz-Werk als Modellschreiner zu arbeiten. Holz war insbesondere in der Entwicklung wichtig und auch im Fahrzeugbau wurde an der ein oder anderen Stelle noch mit Holz gearbeitet. Seinen Spitznamen Holz bekam er, weil er nicht nur ungewöhnlich gut mit dem Ball sondern auch seinen Werkstoff umgehen konnte.

In den zwanziger Jahren wurde das politische Klima rauer. Es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten auf den Straßen Mannheims.

Im Jahr 1930 als Otto 18 Jahre alt war, wurde er das erste Mal in die erste Mannschaft des SV Waldhof berufen. Dort machte er sich schnell einen Namen. Der SV Waldhof wurde direkt Meister der Rheinbezirksliga und erreicht Platz 6 bei den Spielen um die süddeutsche Meisterschaft. Seine Spiele bestritt der SV Waldhof auf dem Platz im Stadion am Alsenweg, der von vielen Schlammloch genannt wurde. Der Fußball war rau und manchmal auch brutal. Die Fans merkten aber schnell, dass der Otto dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Seine Ballannahmen und Pässe waren Filigran und das obwohl die Fußballschuhe eher Wanderstiefeln glichen.

In den dreißiger übernahmen die Rechten immer mehr das Ruder. Auch im deutschen Fußball. Mit dem Aufstieg Adolf Hitlers 1933 begann die Gleichschaltung nahezu aller gesellschaftlichen Bereiche, einschließlich des Sports. Eine Schlüsselfigur in diesem Prozess war Hans von Tschammer und Osten, der als Reichssportführer eingesetzt wurde. Er übernahm die Kontrolle über die deutsche Sportorganisation und setzte die Politik des Regimes konsequent um, wobei die Ideologie der völkischen Ertüchtigung und das Konzept eines gesunden Volkskörpers im Vordergrund standen.

Zur Steigerung der Attraktivität des Sports führte er 1935 den nach ihm benannten Tschammer-Pokal ein, den Vorläufer des heutigen DFB-Pokals. Dieser Wettbewerb sollte einerseits die Kampfbereitschaft und den Wettkampfgeist fördern und andererseits die Massen mobilisieren, um das NS-Regime zu unterstützen. Der Tschammer-Pokal wurde schnell populär und schuf eine neue Bühne, auf der die Nationalsozialisten ihre Ideale inszenieren konnten.

Auch beim Deutschen Fußballbund war der Name Otto Siffling bekannt. Er bestritt 31 Spiele für die Nationalmannschaft und fuhr mit der Mannschaft zu Olympia und den Weltmeisterschaften. Aufsehen erregte der Otto auch durch seine rebellische Art. Als die Nationalmannschaft vor einem Spiel in einem Hotel in Frankfurt residierte und ein hochrangiger Nazi die Lobby betritt standen schnell alle Spieler stramm und rissen die Arme hoch. Otto blieb ganz locker stehen, lehnte sich an eine Säule und sagte: „Jungs, passts mir auf, dass ihr ned die Lampen von der Decke reist.“ Der Fußball wurde immer mehr von den Nazis auf Linie gebracht. Auch Otto wurde als eine Gallionsfigur des Fußballs in Mannheim immer wieder für Propaganda genutzt. Er stellte sich nicht mit letzter Kraft dagegen, aber übte Kritik durch seine Renitenz im Kleinen.

Doch dann wurde Otto krank. Es war was mit seiner Lunge. Aber Otto wollte nicht zum Arzt. Die Gesundheitsversorgung auf dem Waldhof war schlecht. Natürlich hätte als Star der Fußballmannschaft die beste Versorgung erhalten, die man sich vorstellen kann. Aber Otto fand das abgehoben. So wurde Otto von Woche zu Woche von Spiel zu Spiel kränker, bis er gar nicht mehr spielen konnte und so starb Otto Siffling starb im Alter von 27 im Jahr 1939 in Mannheim .